Bei der Beschaffung von Softwaresystemen in Unternehmen stellen sich einige zentrale Fragen an das Management.
- Ist die Software technologisch zukunftsorientiert?
- Welchen Einfluss habe ich als Kunde auf Weiterentwicklungen?
- Welche Abhängigkeiten vom Hersteller ergeben sich?
- Was passiert beim Ausfall des Herstellers?
- Wieweit unterstützt die Software meine strategischen Geschäftsprozesse und kann ich Wettbewerbsvorteile daraus ziehen?
Über die eingesetzte Technologie wird der Entwickler/Hersteller Aukunft geben und es liegt dann an der fachlichen Kompetenz der IT-Abteilung die richtigen Entscheidungen daraus zu ziehen. Hat das Unternehmen/die Behörde eine entsprechende IT-Strategie und passt die Technologie in dieses Konzept lässt sich diese Frage schnell beantworten. Fehlt eine entsprechende Strategie muss dies im Einzelfall beantwortet werden. Der Einsatz von zukunftsorientierten Technologien ermöglicht in vielen Fällen bei Bedarf die Reinvestitionszyklen zu verlängern und damit sowohl Liquiditätspotentiale zu heben und den Aufwand für Abschreibungen zu reduzieren. Ist zum Beispiel die Hard- und Software entsprechend zukunftsfit und kann diese 4 statt 3 Jahre eingesetzt werden reduziert sich die AfA der Investition um 25 % pro Jahr. Gründe bei der Softwareinvestition strategisch und mit Plan in die Zukunft zu schauen. Damit eröffnen sich im wirtschaftlich mittelfristigem Planungsbereich Optionen der Erfolgssteuerung.
Im zweiten Fragebereich ist die Antwort schon deutlich komplexer. Je nach Softwaretyp (Standard- oder Individualsoftware) wird sich hier die Einflussmöglichkeit schon von vorne herein grundlegend unterscheiden. Zwischen diesen beiden Eckpunkten gibt es eine Vielzahl von Schattierungen mit individuellen Anpassungen. Selbstverständlich wird jeder Hersteller, gegen entsprechendes Entgelt bereit sein die Änderungen und Anpassungen vorzunehmen. Es ergibt sich eine Abhängigkeit bezüglich der Höhe der Kosten und des Zeitplans. Der Grund liegt bei propritärer Software in der Ressourcenbeschränkung des Herstellers ein Engpass der bei Open Source Software nicht in der Form auftritt. Ein Thema das immer am Risikoradar des Unternehmens sein sollte.
Software und vor allem Softwaresysteme wie im Enterprise Bereich, unterstützen Geschäftsprozesse. Diese werden in den Systemen festgeschrieben. Viele Systemhersteller integrieren kundenspezifische Weiterentwicklungen in den Standard, was den speziellen Kunden den Vorteil hat, dass er geringere Kosten hat um die Wartung zu sichern. Damit stehen die Weiterentwicklungen aber auch allen andern Mitbewerbern zur Verfügung und schränkt damit Wettberwerbsvorteile durch alterantive Geschäftsprozesse ein. Nach dem Motto kein Vorteil ohne Nachteil.
Bei kleinen Softwaresystemen stellt sich darüber hinaus die Frage wieweit das Unternehmen beim Ausfall des Herstellers betroffen ist. Hier hilft man sich sher oft sich den Zugriff mittels Escrow Service auf die Sourcen zu sichern. Die Frage ist nur wieweit das nur eine scheinbare Absicherung da die Wartung und Weiterentwicklung von Software eine Know How Frage ist und woher sollen die Experten kommen die in diesem Fall die Arbeit übernehmen. Bei Open Source Software stellt sich die Frage nicht, da es ein Netzwerk von Entwicklern gibt auf die der Anwender zurückgreifen kann. Fällt der Entwickler der meine Web-Site unter Joomla, WordPress oder Typo3 aus gibt unzählige Entwickler am Markt die eine Wartung übernehmen können.
Viele Unternehmen reagieren mittlerweile auf diese unterschiedlichen Risiken und weichen daher in den Bereich von Open Source Lizenzen (OSL) aus. Damit erreichen sie eine Unabhängigkeit vom Hersteller und können bei einer klaren IT-Strategie das Risiko selbst besser managen. Space-X, Tesla, die Britische Gesundheitsbehörde, die meisten Netzwerkkomponentenhersteller, Fernsehhersteller und das Smartphone-Betriebssystem Androide verwenden Open Source Software. Im Jahr 2018 hat Microsoft den größten Betreiber der Open Source Community – GITHUB um über 7,5 Mrd. Dollar gekauft. Was steht hinter der Strategie eines Milliardenkonzerns sich ins Open Source Geschäft zu bewegen. Betrachtet man die Entwicklung der Softwarebranche der letzten 20 Jahre macht es schon Sinn in diese Geschäftsmodell zu investieren. Analysiert man die Entwicklung der Lizenzmodelle so ergibt sich eine Tendenz Richtung Dienstleistung-, Service- und Wartungsvertrag. Der Weg geht weg von der einmaligen Lizenzgebühr. Im CMS-Bereich ist dies schon am weitesten vorangeschritten und vielfach wird nur mehr der Implementierungsaufwand und die Wartung verrechnet. Lange und teure Vorleistungszeiträume lassen sich nicht mehr finanzieren und das Angebot, vor allem im WEB Bereich ist bereits dermaßen groß, dass sich Projekte, auch für die Entwickler, nur mehr über Open Source Einsatz rechnen.
Software unter Open Source Lizenz reduziert nicht nur für den Entwickler und Bereitsteller der Software das Investitionsrisiko. Auch das einsetzende Unternehmen hat Vorteile aus dem Einsatz von OSL. Es reduziert die operative Abhängigkeit vom Lieferanten und damit das Risiko im Falle des Ausfalls diesen und durch die offenen Lizenzen reduziert es die laufende Abhängigkeit die Wartung nur durch ein Unternehmen durchführen zu können. Dies führt zu mehr Wettbewerb und höherer Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Das Anwenderunternehmen oder die anwendende Behörde wird unabhängiger vom Softwarehersteller. Dies führt dazu, dass immer mehr der oben genannten Institutionen auf Open Source Software umsteigen oder bei neuen Projekten gerade im Enterprise Segment die Ausschreibungen auf SW unter OSL festlegen beziehungsweise zumindest darüber ernsthaft nachdenken.